Chronik  Liederkranz Windischenbach 1854 e.V.

Der Verein feiert 2014 ein

Jubiläum:  „160 Jahre Liederkranz Windischenbach“

 

 

 

 

 


1854        Gründung „ Gesangverein Windischenbach“


Es war eine unruhige Zeit. Im Osten Europas tobte der Krimkrieg. In Deutschland war es die Zeit der Befreiung des Bürgertums nach der Revolution von 1848. Die Auswirkungen dieser Bewegung reichten bis ins kleinste Dorf. Ausdruck des Freiheitswillens war in Windischenbach die Gründung eines Gesangvereins. Schriftliche Aufzeichnungen sind aus der Gründerzeit nur spärlich vorhanden, nicht einmal die Namen der Gründer sind bekannt.


1863         Der junge Verein konnte die erste Fahnenweihe feiern. Auf der Vorderseite der Fahne war eine Lyra in Goldfarbe zu sehen, in den Ecken die Jahreszahl 1863. Die Rückseite trug die Aufschrift  „Gesangverein Windischenbach“ und zeigte eine Ansicht des Dorfes.


1871        In der Chronik wird von einer regen Vereinstätigkeit bis zur Jahr-hundertwende berichtet. In Windischenbach wurden nach dem Deutsch-Französischen Krieg zwei Friedenslinden gepflanzt. Man kann sich gut vorstellen, dass die Männer des Gesangvereins an der Feier teilnahmen und einige Lieder zum Besten gaben. Eine Linde wurde in der Ortsmitte vor der Kirche gepflanzt, wo sie bis heute steht. Die zweite stand  an der Abzweigung nach Bretzfeld, musste aber aus Sicherheitsgründen Ende Februar 2014 gefällt  und durch einen jungen Baum ersetzt werden.
1900        Der Verein stellte vorübergehend seine Tätigkeit ein. Der 1. Welt-krieg trug sicher auch dazu bei, dass der Verein ruhte.


1920    Lehrer Karl Hanselmann erweckte den Gesangverein wieder zu neuem Leben und konnte mit 28 Sängern und 61 passiven Mitgliedern den Neubeginn wagen. Am 5. Dezember trat der Verein dem Schwäbischen Sängerbund bei. Der Chor wirkte bei kulturellen Veranstaltungen der Gemeinde mit, feierte aber auch mit den Familien an guten Tagen und spendete Trost in schlechten Zeiten. Schon immer wurde die Geselligkeit und Kameradschaft gepflegt. Jedes Jahr wurde eine Weihnachtsfeier abgehalten, die wegen der engen Saalverhältnisse und wegen der vielen Besucher stets wiederholt werden musste.

                                                                                                  
1927        Am 15. Mai fand die Weihe der zweiten Fahne mit der Aufschrift „Liederkranz Windischenbach“ statt. Die erste Vereinsfahne war in den Kriegswirren des 1. Weltkriegs verschwunden.


1943    Bei einer Entrümpelungsaktion wurde die erste Vereinsfahne wieder aufgefunden, wegen starker Beschädigung aber verbrannt. Der 2. Weltkrieg hinterließ seine Spuren auch im Liederkranz, die Singstundenbesuche hörten allmählich auf, da viele Sänger zum Wehrdienst einberufen wurden. Sieben Sänger kehrten nicht mehr in die Heimat zurück. In den ersten Nachkriegsjahren konnte das Vereinsleben nur notdürftig aufrechterhalten werden.

               
1947     Im Herbst des Jahres kam mit der Rückkehr des Chorleiters Ernst Wittlinger aus Kriegsgefangenschaft  wieder Leben in den Verein und schon an Weihnachten konnte eine Jahresfeier im Schulsaal  (dem heutigen Kindergarten) veranstaltet werden. Dort fanden auch bis 1971 die Singstunden statt.


1948        Die alte Kelter am Golberg war zerstört, es wurde ein Neubau am Ortsrand Richtung Lindelberg beschlossen. Da es an allem fehlte, wurde der Keller in Handarbeit ausgegraben.

                                                                                    
1949    Der Liederkranz konnte seine Jahresfeier erstmals in der neu erbauten Kelter begehen und musste die Feier, trotz des großen Saales, wie üblich wiederholen.


1951    Einweihung der neuen Kelter. In vielen unentgeltlichen Arbeitsstunden richteten die Liederkranz-Mitglieder den Saal als Veranstaltungsort her und die Kelter ist seither der kulturelle Mittelpunkt von Windischenbach.

                                                                        
1969        Das Vereinsleben nahm wieder einen erfreulichen Aufschwung. Mit Chorleiter Gottfried Crasser wurde neben dem Männerchor  ein gemischter Chor gegründet, der in der Anfangszeit vor allem den Grabgesang übernahm. Der Keltersaal konnte immer besser ausgestattet werden, eine Bühne und Gestühl wurden angeschafft.


1970     Oberlehrer Hansjörg Weinbrenner übernahm den Männerchor und den Gemischten Chor und leitete beide Chöre 20 Jahre lang.


1971        Die Singstunden finden nun im ehemaligen Schul- und Rathaus statt. Weitere Umbaumaßnahmen der Kelter wurden verwirklicht.


1979         Ein Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war das große Sängerfest zum 125-jährigen Jubiläum mit großem bunten Abend, Sänger-umzug, Freundschaftssingen und Kinderfest. Aus diesem Anlass wurde die Fahne von 1927 restauriert.


1980    Brunnenfest zum Abschluss der Dorfentwicklungsmaßnahmen mit Verleihung der Zelter-Plakette an den Liederkranz. Es wurde gewürdigt, dass der Verein nicht nur das Liedgut pflegt, sondern auch die Gemeinschaft und den Zusammenhalt innerhalb der Ortschaft fördert.


1980        Unter der Leitung von Vereinsmitglied Gerhard Janke wurde ein Kinder- und Jugendchor mit anfangs 50 Kindern gegründet, der bis 1987 bestand.


1982        Glockenfest mit Weihe der neuen Kirchenglocken.


1984    Kelterfest mit Maisingen zum 130-jährigen Bestehen des Liederkranzes.  Als die Kelter nach Auflösung der örtlichen Wein-gärtnergenossenschaft  von der Gemeinde Pfedelbach über-nommen wurde, gab es wieder ein großes Fest. Es folgten umfangreiche Umbaumaßnahmen, die mit tatkräftiger Unter-stützung des Vereins verwirklicht wurden. So wurde der Saal durch den Abriss einer Zwischenwand vergrößert und eine neue, größere Bühne an der Westseite eingebaut.


1987    Die neu renovierte Kelter konnte mit einem weiteren Fest der Öffentlichkeit vorgestellt werden.


1990    In der Kelter finden nun auch die Singstunden statt.


1994        Konzertabend zum 140-jährigen Vereinsjubiläum.


2000        Ein eigenständiger Beerdigungschor entstand neben dem Männerchor und dem Gemischten Chor und wird von Frau Helga Richter geleitet. 


2001        Neubeginn des Kinderchors unter Sabine Reiner.  

                        
2004        Doppeljubiläum 700 Jahre Windischenbach und 150 Jahre Liederkranz Windischenbach , Verleihung der Conradin-Kreutzer-Tafel. Mit Festkonzert, Stumpfe´s Zieh- und Zupfkapelle, buntem Abend und einem Festzug, wie man ihn selten sieht. Kurz: Ein Fest, von dem man noch heute spricht.


2008    Mehrere Frauen treffen sich als Projektchor unter der Leitung von Vereinsmitglied Bernd Munz zu ersten Proben in der Kelter.


2009    Der Projektchor schließt sich dem Liederkranz an und kann somit auch schon sein 5-jähriges Jubiläum feiern.


2009    Jubiläumskonzert zum 40-jährigen Bestehen des Gemischten Chors.


2012    Seit November trägt der Projektchor den Namen SINGEREY.


2013    Der Kinderchor, der sich inzwischen KiWi´s nennt, pausiert seit Mitte des Jahres.


2014    Großes Jubiläumskonzert mit Maisingen zum 160-jährigen Bestehen.


Eine lange Tradition hat auch die Theatergruppe des Liederkranzes. In einem Programm von 1936 ist zu lesen, dass bei der Weihnachtsfeier des Gesang-vereins im Gasthaus „Hirsch“ auch Theaterstücke aufgeführt wurden, 1939 fand die Feier im Gasthaus „Sonne“ statt. Seit 1970 wird die Gruppe auch gerne von anderen Vereinen für ihre Feiern gebucht. Auch der Theatergruppe ist es zu verdanken, dass der Keltersaal regelmäßig bei den Liederkranz-Jahresfeiern zweimal bis auf den letzten Platz gefüllt ist.
Viel Freude machten die Vereinsausflüge. In den zwanziger Jahren wurden noch Leiterwagen benutzt, später stieg man auf Bahn und Bus um und die Ziele wurden immer weiter gesteckt. Es gab Zeiten, in denen jährlich sogar zwei Ausflüge unternommen wurden. Die Tradition der Ausflüge besteht bis heute, es ging in den letzten Jahren auch schon für mehrere Tage nach Hamburg oder Berlin, nach Österreich oder in die Schweiz. Auch Wanderungen wurden gerne gemeinsam unternommen, auch an Volkswandertagen beteiligten sich die Vereinsmitglieder als Gruppe.
Die Liederkranz-Chöre haben im Laufe der Jahre an unzähligen Konzerten, Sängerfesten, Maisingen und Liederfesten teilgenommen. Nicht zu zählen sind auch die Ständchen zu runden Geburtstagen oder Familienfeiern, wahrscheinlich waren es aber genau so viele Beerdigungen und Trauerfeiern, bei denen die Sängerinnen und Sänger auf dem Friedhof singen mussten.
Bei zahllosen Veranstaltungen, Festen und Feiern haben die aktiven und auch viele passive Mitglieder durch ihre tatkräftige Mithilfe dazu beigetragen, dass der Verein heute auch finanziell auf stabilen Füßen steht und sich fünf Chorleiter „leisten kann“. 
Ob sich die Gründerväter vorstellen konnten, dass der von ihnen gegründete Verein auch noch nach 160 Jahren besteht?                                                           
Ich wünsche dem Liederkranz Windischenbach eine gute Zukunft. Ob sie noch einmal 100 oder gar 160 Jahre dauern wird, vermag ich ebenso wenig zu sagen, wie die Männer vor 160 Jahren. Ich wünsche mir, dass sich junge Menschen vom Chorgesang begeistern lassen und den Weg in unseren Liederkranz finden, damit die Vereinsgeschichte fortgeschrieben werden kann. 

Windischenbach,  im Mai 2014
Rose Stutzmann